Geschichte der Schulbrüder in Österreich von
1857 bis 2007
 

Im Mai 1857 kamen acht Brüder aus Deutschland nach Wien, und die Regierung übertrug ihnen die Leitung des k. k. Waisenhauses in der Boltzmanngasse, 1090 Wien. Zunächst übernahmen sie nur die Aufsicht, später die Verwaltung und 1858 die Volksschule. Damals wurden 270 Waisenknaben unterrichtet und betreut. Im Jahr 1913 übersiedelte das Waisenhaus in ein modernes Gebäude auf dem Rosenhügel. Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Waisenhausfonds für 110 Waisenkinder auf. Daneben gab es etwa 200 zahlende Schüler. Mit der Schließung der katholischen Schulen im Jahre 1938 wurde die Anstalt vom Land Niederösterreich als Eigentümer übernommen und nach dem Krieg in ein Spital umgewandelt.
Vom Waisenhaus aus wurden auch die Schulen in
Fünfhaus (1869) und das Waisenhaus Norbertinum“ in Tullnerbach (1880) gegründet. Die besondere Sorge galt von Anfang an der Suche nach einem geeigneten Ort für die Ordensausbildung.
Am 15. Oktober 1886 zogen die ersten Brüder in ein dem Stift Klosterneuburg gehörendes Schlösschen in
Strebersdorf ein. Das Areal wurde gekauft und als „Marienheim“ Ausbildungsstätte für den Ordensnachwuchs und Zentrale für die gesamte Provinz. Im Jahre 1889 wurde der Grundstein zum Pensionat St. Josef gelegt.
In Wien entstanden S
chulen im 3. Bezirk („Johanneum“), im 4. Bezirk (Ziegelofengasse) und im 18. Bezirk (Schopenhauerstraße). In Bad Goisern wurde 1902 das „Stephaneum“ gegründet, in Lienz eine Handelsschule (1918 von Meran verlegt).

Von Wien aus verbreitete sich die Kongregation allmählich in der gesamten Österreichisch-Ungarischen Monarchie: Bukarest 1861, Sofia 1885, 1888 Feldkirch, 1894 Csorna und Ungarn, 1896 Budapest, 1898 Prag, 1898 Bukarest.

Seit 1910 gab es den Distrikt Österreich-Ungarn, in dem 470 Brüder in 30 Niederlassungen lebten und arbeiteten. Insgesamt wurden 6600 Schüler unterrichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg sank die Brüderzahl auf 300 und die Schülerzahl auf unter 5000. Die tschechischen und polnischen Häuser wurden abgetrennt und bildeten eigene Distrikte. Im Jahr 1938 gehörten zum Distrikt Österreich-Ungarn 23 Anstalten, darunter 16 Internate, mit zusammen 453 Brüdern und 5300 Schülern, von denen 2420 intern waren.

Dem nationalsozialistischen Regime fielen 1938 sämtliche Schul- und Erziehungsanstalten der Kongregation in Österreich, der kommunistischen Herrschaft 1948 die in Ungarn und Rumänien zum Opfer. Während des Zweiten Weltkrieges wanderten 60 Brüder in fremde Länder aus, 24 Brüder fielen an der Front oder starben an den Kriegsfolgen. Viele jüngere Brüder verließen infolge der politischen Verhältnisse den Orden.

Trotz der schwierigen Umstände wurde noch 1945 im Pensionat, in Wien 15 und 18 mit dem Unterricht begonnen. Fünf Niederlassungen (Rosenhügel, Tullnerbach, Stetten, Lienz und Stuhlfelden) wurden nicht mehr eröffnet. Allmählich kehrten die Brüder von der Gefangenschaft oder aus dem Ausland zurück und halfen mit am mühsamen Wiederaufbau.

Das Jubiläum „100 Jahre Schulbrüder in Österreich“ wurde am 18. März 1957 mit einer großartigen Festakademie im Wiener Musikvereinssaal gefeiert.

Um 1960 gab es in Österreich mehr als 140 Brüder, die in sechs Niederlassungen wirkten: Strebersdorf, Fünfhaus, Schopenhauerstraße, Bad Goisern, Feldkirch, Laubegg.
Das Noviziat befand sich in Maria Laubegg in der Steiermark, die jungen Brüder wurden in Strebersdorf in der Lehrerbildungsanstalt ausgebildet. In Strebersdorf, Fünfhaus, Feldkirch und Goisern wurde neu gebaut, die anderen Niederlassungen wurden renoviert. Großer Wert wurde auf die Einrichtung moderner Sportanlagen gelegt. 1984 haben die Schulbrüder das
Marianum in 1180 Wien, Scheidlstraße, von den Marienbrüdern übernommen. Ab den 80er Jahren wurden unsere Schulen koedukativ geführt, neue Schulzweige wurden eingeführt, andere Betreuungsformen kamen dazu.

Nach der Wende von 1989 haben die Brüder in der Slowakei und in Rumänien mit verschiedenen Projekten begonnen, die auch von Österreich unterstützt worden sind. In Österreich haben immer mehr Frauen und Männer durch viele Jahre das Apostolat mit den Brüdern geteilt und die Sendung des Institutes mitgetragen, jetzt war es Zeit, ihnen auch Verantwortung für diese Werke zu übertragen. Aus den Schulen der Schulbrüder wurden die De La Salle Schulen, die in einem internationalen Netzwerk untereinander verbunden sind.

Durch die ständig sinkende Brüderzahl wurde es im Jahre 1994 notwendig, die bisher bestehenden Distrikte in Mitteleuropa zu vereinigen und im Distrikt Zentraleuropa mit folgenden Sektoren zusammenzufassen: Deutschland, Österreich (mit Ungarn und Tschechien), Slowakei, Rumänien. Im Jahr 2006 kam noch der Sektor Niederlande zur Provinz Zentraleuropa. Seit dem 1. November 2006 gibt es nur mehr eine lasallianische Region Europa (REL).
Seit einigen Jahren haben sich die Schuldirektoren der lasallianischen Werke in der Vereinigung ASSEDIL zusammen geschlossen.
Im Sektor Österreich gibt es in einigen Werken keine Ordensgemeinde mehr (Währing, Marianum), nicht alle Niederlassungen konnten gehalten werden. Im Jahr 2002 wurde Laubegg an das Rote Kreuz Steiermark verkauft, die Verlegung der Ordensgemeinde wird überlegt. Die Gemeinde Feldkirch wurde aufgelöst und das Haus wird ebenfalls verkauft. Die Frage einer zukünftigen Schulerhalterschaft in Österreich muss noch geklärt werden.
Die lasallianischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jedoch sehr aktiv.
Ein Arbeitskreis für Öffentlichkeitsarbeit wurde gegründet, für die Kinder aus den Werken in Wien hat man einen De La Salle Cup ins Leben gerufen; ein Wettbewerb mit sportlichen und künstlerischen Aktivitäten. In den einzelnen Schulen gibt es ein Pastoralteam, das sich mit der lasallianischen Tradition und den Bedürfnissen der Jugendpastoral beschäftigt. Alle Lasallianer sind eingeladen, sich mit der lasallianischen Tradition zu beschäftigen, in Aus- und Weiterbildung, in religiöser Erneuerung, in internationaler Zusammenarbeit.
Im Jahr 2007 denken wir an das hundertfünfzigjährige Wirken der Schulbrüder in Österreich. Die einzelnen Schulen werden diesen Gedenktag feiern. Im Mai wird es aus diesem Anlass in Strebersdorf ein großes Fest für die Jugend geben.
Wir Lasallianer stehen alle in der Tradition des Gründers der Schulbrüder, Johannes de La Salle. Sein Charisma gehört der gesamten Kirche, er führt uns in eine neue Zukunft, teilweise hat sie schon begonnen. Der Stern im Logo bedeutet das Zeichen des Glaubens, er weist uns den Weg und gibt uns Hoffnung.